Freitag, 7. März 2014

Milena -Die grausame Stimme

Blicke. Umherschweifend, suchend, verträumt, aufmerksam.
Ich spüre den seidigglatten Stoff, der meine Haut umsäumt und versuche es mit einem Lächeln. Ich habe meiner Großtante nicht zugehört, nun sieht sie mich erwartungsvoll an.
Zu abgelenkt bin ich, zu konzentriert suche ich den Raum ab. Meine Aufmerksamkeit ist so gefesselt, das es mit fast peinlich ist.
Ich spüre, wie meine Wangen zu pochen anfangen und murmele etwas von "Kurz aufs Klo". Alle Reden sie, über mich. Ob ich das mag oder nicht, frage ich mich still. Ja, ruft die laute Stimme, die grausam ist, die mein Gehirn vollends aufgefressen hat und mich beherrscht, mich kontrolliert, die Macht über alles übernommen hat.
Ich verschwinde in der Toilette, schließe mich in dem kleinen Raum mit Waschbecken ein, sehe mich an.
 Müde Schatten unter den Augen.
Aufgeplatzte Lippen.
Blasse Haut, blass wie die einer Leiche.
Das Gesicht eingesunken, die Knochen stechen kantig hervor.
Lange spröde Haare, die dünner werden.
Trotz allem, denke ich. Wegen allem, sagte die kalte Stimme. Nur deswegen! Wegen mir.
Es ist Ana.

Wen ich suchte?
Ihn. Grüne Augen, wünschte, sie würden mich einen Moment in sich aufnehmen. Sein Blick würde nur einen Moment mit meinem verschmelzen.
Das tat er. Später, heute, immer.

1 Kommentar:

  1. Milena?

    You worst days in recovery are better than the best days in relapse.

    Kämpf weiter, du bist stark. Du bist ein Vorbild, nicht aufgeben.

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